Sonntag, 7. Oktober 2012

Eine Wallfahrt, die ist ...


... eine ganz besondere Erfahrung.

Wenn frau sagt "wenn der Bua a Lehrstell' hat, geh' i z'fuass auf Altötting", dann muss frau auch zu Fuß nach Altötting.

War's dieses "Gelübde" oder die schöne Bewerbungsmappe, das gut absolvierte Praktikum, ich weiss es nicht. Aber schon ganz früh hat mein Jünster für August diesen Jahres einen Ausbildungsplatz als KfZ- Mechatroniker bekommen. Und ich habe dann auch schon bald angefangen, über die Durchführung dieser vielleicht doch etwas unbedachten Äusserung nachzudenken. Wie es in diesem Jahr schon so häufig war, hatte ich Glück und mir ist diese Wallfahrt "zugefallen".

Wie schnell ist doch die Zeit von April bis jetzt vergangen - und was hat sich alles getan ....

Am Dienstag Abend ist es so weit: der Rucksack ist gepackt und ich auf dem Weg nach Peiting.


Da es am Mittwoch Morgen bereits um 6.00 Uhr mit einer Aussendungsmesse losgeht, darf ich bei den Organisatoren Elfriede und Peter übernachten. Ich werde liebevoll mit einer Brotzeit empfangen, schlafe für meine Verhältnisse recht gut und nach einem leckeren Frühstück geht es zur Kirche. Elfriede hat das Kreuz, das uns die nächsten Tage begleiten wird, wunderschön geschmückt, das nehmen wir mit.



Mittwoch, 03.Oktober 2012 - ca. 24 km Wegstrecke - reine Gehzeit ca. 6 - 6 1/2 Stunden 

Gemeinsam mit 19 anderen Wallfahrerinnen und Wallfahrern steige ich nach der Messe - nun doch etwas aufgeregt - in den bereitstehenden Bus. Schön, dass sich Hannelore, der ich diese Wallfahrt letztendlich verdanke, gleich meiner annimmt. Ein bisserl mulmig ist mir schon zumute und viele Gedanken gehen mir durch den Kopf: werde ich die Strecke schaffen, machen meine Füße das mit, komme ich mit den Mitwallfahrern zurecht, wie weit kann ich meinen - wie immer viel zu schweren - Rucksack tragen, und und und ....

Trotzdem genieße ich die Busfahrt in den Sonnenaufgang, durch den Pfaffenwinkel, vorbei am Dietlhofer See bei Weilheim, von dem die Nebel aufsteigen, weiter Richtung München ...

Irgendwo bei Baldham im Ebersberger Forst setzt uns der Bus dann ab. Schnell werden ein paar Bissen gegessen, etwas getrunken und dann geht's auch schon los. Wie zuvor im Bus angekündigt, stellen wir uns in Zweierreihen hinter dem Kreuzträger Joe und Elfriede auf, das Liederbuch in der Hosentasche, den Rosenkranz in der Hand, Hannelore und ich ganz vorne. Und so formieren wir uns während der ganzen drei Tage immer wieder. Das in der Reihe gehen und das langsame Tempo, eine andere Schrittlänge - das braucht schon ein Weilchen, bis ich mich reinfinde. Und obwohl ich auch beim Gehen gerne und viel rede, ist das regelmässige Beten gewöhnungsbedürftig. Aber nach einer Weile geht es ganz gut. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie lange man auf einem Forstwirtschaftsweg schnurgerade durch den Wald laufen kann, jetzt weiss ich es: eeeewig. Nach etwa 2/3 der Strecke und einer kurzen Pause wird es dann bwechslungsreicher. Der Weg wird schmaler, führt über wurzelige Waldwegerl, vorbei an einem idyllischen See, bis wir zur schön gelegenen Ebersberger Alm kommen, unsere Mittags-Einkehr.

Rucksack ab und sitzen, ahhhhh :-))))  Eine, nein zwei leckere Pfannkuchensuppen verspeise ich und endlich bekomme ich eine Tasse Kaffee, nachdem ich mir - wegen der Aufregung - zum Frühstück Früchtetee gewünscht hatte. Wir haben reichlich Zeit zum essen, erholen und plaudern.

Dann wird der Rucksack wieder geschultert, der Anstieg zum Aussichtsturm lässt uns garnicht erst ins Mittags-Tief fallen. Für die Besteigung des Turmes ist keine Zeit und Motivation vorhanden. Nach einer kurzen Wegstrecke und Überquerung einer Hauptstrasse wird wieder aufgestellt und die Gebete werden wieder aufgenommen. Es hat wirklich etwas Beruhigendes, einfach so vor sich hinzugehen, nicht viel zu denken, die Wechselgebete mitzusprechen und die schöne Landschaft zu genießen.




Nach ca. 1 1/4 Stunden erreichen wir einen Bauernhof, die Bäuerin bewirtet die Wallfahrer schon seit einigen Jahren mit leckeren selbstgebackenen Kuchen, Kaffee und Wasser. Und gaaaanz wichtig: die Toilette :-)))). Welche Wohltat, den Rucksack abzulegen und die Füße auszuruhen. Eine andere "Sitzordnung" gibt Gelegenheit, weitere Mitpilger/innen kennenzulernen. In dieser Form fand die Wallfahrt dieses Jahr bereits zum 11. Mal statt, viele sind schon zum wiederholten Male dabei, manche schon von Anfang an. Nach dem Kaffee laufen wir erst bunt gemischt querfeldein, bevor wir uns wieder in Reih und Glied sammeln und betend weitergehen. Unterwegs gibt es aber wieder kurze Pausen zum Verschnaufen, etwas trinken und um im Wald verschwinden zu können. Zwei einhalb Stunden ca. sind es, bis wir bei Glockengeläute in Ebrach einmarschieren.



Nach einer kurzen Andacht in der Kirche werden wir auf Privatquartiere aufgeteilt. Hannelore und ich haben eine ganz liebe Wirtin, die uns mit einem leckeren Pilgeressen (Lebekäse selbstgebacken, Kartoffel-, Gurken- und gemischter Salat, danach ein Eis) verwöhnt. Wir haben zusammen ein nettes Zimmer und ein luxuriöses Bad, wo neben flauschigen Handtüchern eine Flasche Franzbranntwein auf uns wartet, von der ich abends und morgens reichlich Gebrauch mache :-)))). Weil es viel zu ratschen gibt (Hannelore hat schon mehrfach dort übernachtet), wird es doch später als gedacht, aber wir brauchen erst um 7.00 Uhr am reich gedeckten Frühstückstisch zu sitzen.


Das Wetter sieht gut aus, trotz Strassenlärm genieße ich ein bisschen Morgenstimmung auf dem Balkon, bevor ich den Rucksack packe und Liederheft und Rosenkranz griffbereit in die Hosentasche stecke.
 

 Auf acht Uhr fährt uns Amalia dann zur Kirche, wo wir um 8.00 Uhr eine Hl. Messe feiern.

- Fortsetzung folgt -

5 Kommentare:

  1. Wau ließt sich spannend!!!! Sicherlich ein tolles Erlebnis. Vielleicht mache ich auch mal ne Pilger Reise

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  2. Dass dein Gelübde "geholfen" hat, glaub ich eher nicht ;) - aber es drückt etwas aus: Dankbarkeit, und dass man die guten Dinge nicht einfach für selbstverständlich nimmt.
    Ich freu mich auf die Fortsetzung!

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  3. Gell, man es versprochen hat,dann macht man es.
    Ich kenne das.
    Vor 16 Jahren habe ich auch so ein Versprechen abgelegt.
    Seither gehe jedes Jahr an Pfingsten nach Altötting, frei nach dem Motto einmal dabei immer dabei.
    So nun wünsche ich deinen Füßen gute Erholung,ich hoffe du hast nicht zuviele Blasen abbekommen.
    LG
    Brigitte

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  4. Hut ab, ich finde es toll, dass Du Dein Versprechen eingelöst hast. Es war sicher eine tolle Erfahrung. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
    Liebe Grüße von Bea

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  5. jetzt weiss ich, wo du warst, meine hochachtung und respekt für diesen pilgermarsch, bin schon gespannt auf die fortsetzung
    lg, margit

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