Samstag, 10. September 2011

Pilgertag, der Fünfte ...

… war am vergangenen Dienstag. Diesesmal ein Wochentag, da die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am Wochenende nicht klappt.

Wie wir’s verdient haben, weiß ich nicht, aber es ist mal wieder strahlend blauer Himmel, als wir uns um 6.30 Uhr mit Angelikas Auto Richtung Weilheim aufmachen. Wir kommen gut in der Zeit an und die Bushaltestelle Richtung Wessobrunn ist gleich gefunden. So können wir am Bahnhof noch den üblichen Kaffee und eine Butterbreze genießen.

Der Busfahrer, der uns wegen einer Rückfahrkarte fragt, ist ganz zuversichtlich, dass wir diese Tour mit ausgeschriebenen 27 km gut bis zur Rückfahrt ab Rottenbuch schaffen. Na dann …

In Wessobrunn geht der erste Weg zur Klosterpforte, die wie beim Ankommen im Juni wieder bis abends geschlossen ist. Schade. Als wir oben auf der Straße Richtung Ortsausgang gehen, begegnet uns eine sehr betagte Nonne, die uns freudig „seid Ihr Pilger?“ zuruft und uns dann auf meine Frage hin erklärt, dass es den Pilgerstempel in der Kirche am Schriftenstand gibt. Also, wieder zurück. Da hätte ich beim letzten Mal ja auch genauer schauen können, aber ich war einfach so kaputt.

Tatsächlich gibt es heute „Mitpilgerinnen“, die sich in der Kirche auch den Pilgerpass stempeln. Wir wünschen uns freundlich einen guten Tag und stiefeln nun endlich los.

Nachdem wir die Hauptstraße verlassen haben, geht es gleich mal in den Wald, bergab über ein Brückchen und drüben wieder bergauf. Es ist eine schöne Gegend mit vielen einzelnen großen Bauernhöfen und wir haben wunderbaren Weitblick. An einer Weggabelung haben wir einen netten Schwatz mit einer ältern Einheimischen, die sich freut, Pilger zu treffen.



Kurz vor St. Leonhard im Forst tut sich die ganze Alpenkette vor uns auf, wir sind einfach überwältigt und freuen uns einmal mehr über die Idee, diesen Jakobsweg zu gehen.






Im Kirchlein holen uns die beiden Mitpilgerinnen ein. Wir haben schon genug geschaut und machen uns wieder auf den Weg. Heute geht es bergauf und bergab. Nach den letzten Bauernhöfen kommen wir auf einem großen Bogen in einen Wald und haben das Gefühl, der Hohenpeißenberg rückt wieder weiter weg von uns.


Da es nun wirklich Zeit für eine Pause ist, schauen wir nach einem geeigneten Plätzchen, das wir dann auch am Fuße eines Jägerstandes im Moos finden. Sehr schön ist es hier und so ruhig. Nach einer Weile stapfen die beiden Frauen angeregt ins Gespräch vertieft und ohne nach links und rechts zu gucken an uns vorbei. Zwei Radler kommen aus der anderen Richtung – das war es an menschlichen Wesen für längere Zeit.


Im Ortsteil Hetten umrunden wir ziemlich umsonst ein Wohngebiet, bis wir den Kapellenweg und endlich zum Aufstieg auf den Hohenpeißenberg kommen.



Wir haben einige Höhemeter vor uns und freuen uns, dass dieser etwas steile Anstieg im schattigen Wald liegt.





Eine kurze Trinkpause an einer Kapelle – hier mutet es wie ein Kultplatz aus früheren Zeiten an – und wir hören ganz in der Nähe das Zwölfuhrläuten der Wallfahrtskirche. Jetzt kann es nicht mehr weit sein.

Der Rund-um-Blick entschädigt für die Mühen des Aufstiegs.








Allerdings genießen den auch ganz viele Autofahrer ;-)) die sich an diesem herrlichen Spätsommertag hierhin auf den Weg gemacht haben. Da uns dieser Trubel fast zuviel ist, verweilen wir nur kurz auf der Terrasse der Gaststätte, genießen ein Getränk und, wer hätt’s gedacht, ein Süppchen – Pfannkuchenstreifen erfreuen heute mein Herz!

Die zwei Mitpilgerinnen sind wohl schon ein Weilchen da, zumindest haben sie schon die Schuhe unter dem Tisch ausgezogen. Eine der beiden spricht uns an, weil wir ihrer Meinung nach den Rucksack falsch sitzen haben. Deren Rucksackmodelle sind dieselben, wie Angelikas, also von diesem Frühjahr, sie haben anscheinend im Geschäft eine ausführliche Beratung erhalten. Wir unterhalten uns noch kurz über den weiteren Streckenverlauf und über unsere unterschiedlichen Pilgerführer. Ein bisschen unsicher sind die beiden über den Streckenverlauf Ammerleite/Ammerschlucht, wollen aber auch bis Rottenbuch. Sie sitzen noch gemütlich, als wir schon wieder unsere Rucksäcke (richtig oder falsch) schultern.

Nach einem kurzen Aufenthalt in der Kirche und einem Blick auf die Wetterstation machen wir uns an einen ziemlich steilen Abstieg im Wald in die Ortschaft Hohenpeißenberg. Dort einmal schnell die Bundesstraße überqueren und dann geht es schon wieder in eine menschenleere Gegend.



Nochmal ein Blick zurück auf den Hohen Peißenberg.


Nach einiger Zeit auf kleinen Sträßchen zweigt der Weg links in den Wald ab und nun kommt es uns wirklich vor, als wären wir im „Urwald“.


Immer bergab erreichen wir das „Schnalzhaus“ mit dem perfekten Brotzeitplatz für uns. Jetzt können wir mal richtig „auftischen“, was der Rucksack so hergibt.


Weiter geht es auf einer Fahrstraße, wo uns neben dem Auto des Försters, einem LKW mit Kies beladen ein Grüppchen Frauen begegnet. Nach einer Weile kommen wir nun doch an die Ammer, deren Verlauf wir flußaufwärts folgen. Hier tummeln sich doch mal ein paar mehr Menschen, einige ganz mutige Jugendliche baden sogar in den eisigen Fluten.

Unser Weg führt nun rechter Hand bergauf und dann eine gute Stunde auf schmalem Pfad über wacklige Stege, rutschige Stufen, Matsch und Geröll, ein umgestürzter Baumstamm will auch überwunden werden. Na, hätt’ ich das mal wieder vorher gewußt …





Trotz der Anstrengung und voller Konzentration ist es hier wunderbar. Der angekündigte letzte Anstieg entpuppt sich als ziemlich steiler Hohlweg an dessen Ende uns nach der langen Zeit im düsteren Wald strahlend blauer Himmel und saftig grüne Wiesen erfreuen.





Von hier aus sind es lt. Frau Hanna zwanzig Minuten bis Rottenbuch – wir brauchen trotz noch munteren Schrittes eine gute halbe Stunde, erst auf einem Sträßchen, zuletzt auf einem Wiesenweg am Wald entlang.



Hier haben wir auch noch einmal einen Blick zurück auf den Hohen Peißenberg.

Schlag 17.30 Uhr erreichen wir nach 7,5 Stunden reiner Gehzeit den Klosterhof Rottenbuch. Die Kirche erschlägt einen fast mit Ihrem barocken Protz. Diesesmal sehe ich beim Hinausgehen den Pilgerstempel.



Wir schauen erst nach der Bushaltestelle und lassen uns dann im Gasthof zum Koch im schattigen Biergarten nieder.



Leckeren Kuchen und Cappucchino genießen wir auf die Schnelle, denn den einzigen Bus zurück nach Weilheim wollen wir nicht versäumen. Schade, dass so wenig Zeit ist, denn beim Hinausgehen sprechen uns zwei Herren mit großen Rucksäcken an. Sie sind heute dieselbe Etappe gelaufen, wie wir, wo waren die nur die ganze Zeit? Gesehen haben wir niemand. Die beiden sind an einem Stück von München bis nach Bregenz unterwegs und es wäre schön gewesen, wenn wir ein bisschen Erfahrungen hätten austauschen können. Zumindest waren wir alle einer Meinung, dass diese heutige Tour die anstrengendste bisher gewesen war. Aber auch die schönste. Die beiden Frauen haben wir nicht mehr gesehen, ob sie wohl den einfacheren Radweg statt der schönen Strecke Wald genommen haben?

Fazit:
Ein wunderbarer Pilgertag.
Angelika und ich sind ein gutes Team.
Schade, dass meine Schwester in diesem Jahr nicht dabei sein kann.
Balu ist ein tapferer „Pilgerhund“.
Weitere Etappen werden folgen.
Geplant haben wir die nächste Strecke mit einer Übernachtung.


3 Kommentare:

  1. Ach schööööön. Ich lese deine Pilgerberichte soooooo gerne und freue mich auch immer über die schönen Fotos :-) Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Lieben Gruß Sabine

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  2. Beeindruckend in Wort und Bild, liebe Christine!
    Erholsamen Sonntag zum Auftanken für die nächste Pilgerschaft!
    Liebe Grüße, Sylvia

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  3. Danke für deinen interessanten Bericht und die schönen Bilder!! Bin schon mal auf die nächste Etappe gespannt!!
    Liebe Grüße von Michaela

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